Long Covid, oder auch Post Covid, ist die Bezeichnung für eine Reihe von Langzeitfolgen nach einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus. Diese Symptome reichen von leichten bis zu schweren körperlichen Beeinträchtigungen und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken. Es wird geschätzt, dass zwischen 10 bis 30 Prozent der nicht hospitalisierten und bis zu 70 Prozent der hospitalisierten Covid-19-Patienten von Long Covid betroffen sind.
Kathryn Hoffmann, Leiterin der Abteilung für Primary Care Medicine der Medizinischen Universität Wien, warnt vor dem zunehmenden Risiko für Long Covid mit jeder weiteren Infektion. Besonders gefährdet sind Personen, die bereits Vorerkrankungen haben oder bei denen sich durch eine SARS-CoV-2-Infektion neue Krankheiten entwickeln. Zu den Langzeitfolgen zählen beispielsweise Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung, Lungenfibrose, Nierenschäden sowie neu auftretende oder verschlimmerte Lungen- und Herzerkrankungen.
Die Expertin betont die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen, um das Risiko für Long Covid zu minimieren. Dazu gehören Maßnahmen für sauberere Luft in Innenräumen, wie die Implementierung von HEPA-Filtersystemen, sowie das Tragen von qualitativ hochwertigen Masken und gute Testmöglichkeiten, besonders in Bereichen mit hoher Menschenkonzentration wie öffentlichen Verkehrsmitteln und Schulen.
Studien zeigen, dass etwa 80 Prozent der Patienten bei einer erneuten Infektion eine Verschlechterung ihrer Symptome erfahren. Dies unterstreicht die Dringlichkeit von spezifischen Behandlungsstellen für Long Covid, die bisher jedoch kaum vorhanden sind.
Die Symptome von Long Covid sind vielfältig und unspezifisch, was die Diagnose und Behandlung erschwert. Dazu gehören kognitive Dysfunktionen, Erschöpfungszustände und das Post-Exertional Malaise (PEM), eine extreme Belastungsintoleranz. Die Weltgesundheitsorganisation hat ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome), eine schwere Form von PEM, als neuroimmunologische Erkrankung anerkannt. Die Prävalenz dieser postakuten Infektionssyndrome ist durch die Pandemie mutmaßlich um etwa 200 Prozent gestiegen.
Zur Behandlung von Long Covid ist es entscheidend, die Ursachen der langanhaltenden Symptome zu verstehen und festzustellen, zu welcher der drei Hauptgruppen sie gehören. Während die ersten beiden Gruppen mit bekannten Therapien behandelt werden können, stellt die dritte Gruppe, insbesondere ME/CFS, eine besondere Herausforderung dar, da es für diese Symptome noch keine spezifischen Medikamente gibt.
Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung bei postakuten Infektionssyndromen ist das sogenannte Pacing, bei dem Betroffene lernen müssen, ihre Aktivitäten an ihre Energiegrenzen anzupassen, um Verschlechterungen des Zustandes zu vermeiden. Es ist wichtig zu betonen, dass Long Covid eine körperliche Ursache hat und nicht psychisch bedingt ist, obwohl es aufgrund der Unspezifität der Symptome oft zu Fehldiagnosen kommt.
Zusammenfassend stellt Long Covid eine signifikante und vielschichtige gesundheitliche Herausforderung dar, die sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Auswirkungen hat. Präventive Maßnahmen, frühzeitige Erkennung und spezialisierte Behandlungsansätze sind unerlässlich, um den Betroffenen zu helfen und die langfristigen Folgen der Pandemie zu bewältigen.
Quelle:
https://www.derstandard.de/story/3000000199252/was-bedeutet-es-eigentlich-wenn-man-long-covid-hat
https://www.fr.de/panorama/infektion-steigt-schaeden-corona-erkrankung-long-covid-warnung-risiko-patienten-zr-92755630.html