Die gegenwärtige Grippesaison stellt insbesondere für Kinder und Jugendliche in Deutschland eine ernsthafte Gefahr dar. Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), vertreten durch seinen Präsidenten Michael Hubmann, hat auf die steigenden Infektionszahlen reagiert und die Ausweitung der Grippeschutzimpfung auf alle Kinder ab dem Kleinkindalter gefordert, um eine größere Abdeckung und damit einen besseren Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten. Diese Forderung basiert auf der Beobachtung, dass die Impfempfehlungen, die sich bisher nur an Kinder mit Risikofaktoren richten, nicht ausreichen, da auch gesunde Kinder häufig Träger des Grippevirus sind und zur Verbreitung beitragen.
Die aktuellen Grippezahlen zeigen einen ungewöhnlich schnellen Anstieg seit Weihnachten. Beobachtungen aus Ländern der südlichen Hemisphäre, wo die Grippewelle bereits ihren Höhepunkt zwischen Juli und September erreicht hat, lassen ähnliche Muster für den Norden erwarten. Insbesondere in Australien waren schwere Fälle und eine erhöhte Sterblichkeitsrate bei Kindern zu verzeichnen, was die Wichtigkeit der Impfung unterstreicht. Es wird davon ausgegangen, dass die Dominanz des Grippesubtyps A/H1N1, ein Nachkomme des Pandemievirus von 2009, sowie Influenza B, die in den letzten Jahren seltener waren, in dieser Saison zu einer höheren Infektionsrate bei Kindern führt, die mit diesen Viren noch keinen Kontakt hatten.
Trotz der guten Übereinstimmung der Impfstoffe mit den zirkulierenden Viren wird die Effektivität der Grippeimpfung als mäßig bewertet, da sie das Risiko einer Erkrankung nur um etwa ein Drittel bis die Hälfte reduziert. Allerdings führt die Impfung zu weniger schweren Verläufen. Die Impfung ist besonders gegen A/H1N1 wirksamer und kann Krankenhausaufenthalte reduzieren.
Die positive Bilanz der Saison aus Australien, mit vielen Ansteckungen, aber insgesamt weniger schweren Verläufen, wird als Indikator für eine effektive Impfung gewertet. Die Erwartung ist, dass sich trotz hoher Infektionsraten durch die Grippewelle in Deutschland, die vor allem Kinder betrifft, keine Zunahme schwerer Erkrankungen im Vergleich zu anderen Jahren zeigt. Dies könnte teilweise auf die Wirkung der Impfung zurückzuführen sein, auch wenn Engpässe in der Medikamentenversorgung, wie beispielsweise bei Antibiotika gegen Streptokokken, ein zusätzliches Risiko darstellen.
In Reaktion auf die aktuelle Lage und die Belastung der medizinischen Einrichtungen durch die Pandemie plädiert der BVKJ für eine Ausweitung der Grippeschutzimpfung auf alle Kinder und Jugendlichen. Hubmann fordert eine umgehende Entlastung der Praxen von bürokratischen Lasten, um die Patientenversorgung zu optimieren und den Druck auf die Gesundheitseinrichtungen zu verringern. Diese Forderung ist Teil eines umfassenden Ansatzes, der auch präventive Maßnahmen wie die Installation von Luftreinigungsgeräten in Schulen und die Bereitstellung ausreichender Medikamentenreserven umfasst.
Zusammengefasst ist die Situation durch eine starke Grippewelle gekennzeichnet, die vor allem Kinder betrifft. Die Impfung, trotz ihrer begrenzten Wirksamkeit, wird als wichtiges Mittel gesehen, um schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte zu vermindern. Die Notwendigkeit einer Anpassung der Impfempfehlungen, der Einbeziehung präventiver Maßnahmen und der Entbürokratisierung der Gesundheitsversorgung wird als entscheidend für die Bewältigung dieser Herausforderung betrachtet. Die Grippesaison 2023/2024 fordert damit eine umfassende Reaktion, um die Gesundheit der Kinder zu schützen und die Belastung für das Gesundheitssystem zu verringern.
Quellen:
https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/gesundheit/grippe-impfung-kinder-aerzte-empfehlung-100.html
https://www.oldenburger-onlinezeitung.de/nachrichten/kinderaerzte-praesident-fordert-grippeschutzimpfung-fuer-alle-kinder-118884.html
https://www.spektrum.de/news/die-grippewelle-betrifft-besonders-kinder/2203750